Den perfekten Bewerber gibt es nicht, das wissen auch die Personalverantwortlichen. Dennoch haben Bewerber oft Angst, den Job nicht zu bekommen, wenn sie Schwächen zugeben und im Vorstellungsgespräch zu wenig Stärken zeigen. Natürlich geht es darum, sich von seiner besten Seite zu zeigen, aber es kann auch als mangelnde Selbstreflexion oder gar Selbstüberschätzung gewertet werden, wenn ein Bewerber behauptet, keine Schwächen zu haben. Allerdings sollte man auch nicht den Fehler machen, in Selbstvorwürfe zu verfallen.
Rücken Sie Ihre Schwächen ins richtige Licht!
Natürlich sollte man keine Schwächen hervorheben, die einen bei der zukünftigen Arbeit behindern könnten. Aber Standardantworten wie „Perfektionismus“ oder „Ich bin ungeduldig“ sind auch keine Lösung. Das klingt zu sehr nach einer auswendig gelernten Standardantwort und wirkt daher nicht sehr authentisch.
Außerdem ist niemand besonders erpicht darauf, seine negativen Eigenschaften vor fremden Menschen auf dem Silbertablett zu präsentieren, vor allem nicht in einem so wichtigen Moment wie einem Vorstellungsgespräch.
Wahrscheinlich macht sich jeder Bewerber vor dem Vorstellungsgespräch seine Gedanken zu diesem Thema. Spricht mit Freunden, wälzt Ratgeber oder googelt nach der richtigen Antwort. Und wahrscheinlich stößt er dabei immer wieder auf den Tipp, seine Schwächen so zu formulieren, dass sie auch positiv ausgelegt werden können. Bloß keine Fehler zugeben – sonst ist es schnell vorbei mit dem Traumjob! Dieser Irrglaube ist leider immer noch fest in den Köpfen verunsicherter Bewerber verankert.
Zugegeben, es ist ein schmaler Grat: Welche Schwächen sind überhaupt relevant? Muss ich wirklich ehrlich sein? Oder katapultiere ich mich mit meinen Schwächen selbst ins Aus?
Ganz ehrlich: Ein Personalverantwortlicher erwartet auch nicht, dass sein Gegenüber ihm brühwarm erzählt, dass er jähzornig, teamunfähig und am Telefon ein Nervenbündel ist.
Vielmehr geht es darum, ob und inwieweit der Bewerber zur Selbstreflexion fähig ist.Gibt er grundsätzlich anderen die Schuld oder ist er in der Lage, auch mit Misserfolgen im Beruf souverän umzugehen?
Hier ist vor allem der Personalverantwortliche gefragt.Wir sind uns zum Beispiel einig, dass die direkte (und doch etwas plumpe) „Stärken-Schwächen-Frage“ ausgedient hat. Stattdessen versuchen wir, den Bewerber im Laufe des Gesprächs langsam an die Fragestellung heranzuführen und ihn in konkrete Situationen zu versetzen.Und wenn wir Ihnen an dieser Stelle einen kleinen Tipp geben dürfen, dann ist es dieser:
Am Ende des Tages ist es wichtig, sich nicht verrückt zu machen und nicht im Internet nach vermeintlich „guten“ Schwächen für das Vorstellungsgespräch zu suchen.Die gibt es nämlich nicht! Auch hier gilt: Jeder ist anders! Und das ist auch gut so.Wenn Sie sich vorbereiten wollen, versuchen Sie sich an eine Situation zu erinnern, in der Sie mit sich und Ihrer Leistung unzufrieden waren und wie Sie damals damit umgegangen sind.
Wie gesagt: Es geht nicht darum, keine Schwächen zu haben, sondern richtig damit umzugehen und daraus zu lernen.